Diese Best Practice wurde erstmals im Gender Intelligence Report 2023 veröffentlicht.
Migros, eine in der Schweiz hochgeschätzte und beliebte Marke, zählt zu den bekanntesten Unternehmen des Landes. Mit einer Belegschaft von 98’000 Mitarbeitenden, verteilt auf ein vielfältiges Portfolio von 100 Unternehmen, hat sich die Migros-Gruppe (kurz Migros) als grösste private Arbeitgeberin etabliert. Ihre bedeutende Präsenz und Wirkung auf dem Schweizer Arbeitsmarkt verdeutlichen das beständige Engagement des Unternehmens, eine florierende Belegschaft zu fördern und aktiv zum wirtschaftlichen Wachstum des Landes beizutragen.
Flexibilität bei Arbeitsmodellen ist entscheidend, um die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen und die Herausforderungen des Fachkräftemangels zu bewältigen. Laut der im Jahre 2023 vom Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) veröffentlichten Studie ‹Strategien zur Bewältigung des Arbeitskräftemangels› priorisieren Arbeitnehmende die Freiheit, ihren Arbeitsort (59%) und ihre Arbeitszeit (64%) selbst wählen zu können, wenn sie neue berufliche Möglichkeiten erwägen. In der Schweiz ist die Option, teilweise im Homeoffice zu arbeiten, stetig gestiegen und lag 2021 bei rund 40%. Für viele, die diese Flexibilität einmal erlebt haben, ist eine Rückkehr zu festen Arbeitsorten und -zeiten nur schwer vorstellbar.
Die Ergebnisse der GDI-Studie unterstreichen die wachsende Nachfrage nach Flexibilität seitens der Mitarbeitenden. Sie verdeutlichen die Notwendigkeit für Unternehmen, sich an diese Erwartungen anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Top-Talente zu gewinnen. Die Migros will durch die Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse ein Umfeld schaffen, das eine vielfältige Belegschaft anspricht und die Herausforderungen des Fachkräftemangels bewältigt. Teilzeitarbeit, Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind wesentliche Bestandteile des Ansatzes des Unternehmens. Ziel ist es, den Mitarbeitenden eine neue Balance zwischen Beruf und Privatleben zu ermöglichen – für erhöhte Motivation und gesteigertes Wohlbefinden.
In der Migros sind Work-Life-Integration und Flexibilität auf allen Ebenen nicht nur Begriffe, sondern fest in unserer Unternehmenskultur verankerte Werte. Sie sind zentrale Elemente unserer Strategie für Diversity, Equity und Inclusion (DEI). Wir setzen uns aktiv dafür ein, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben für unsere Mitarbeitende zu schaffen. Der Grossteil unserer Stellenausschreibungen weist einen Beschäftigungsgrad von 80-100% aus. Teilzeitarbeit ist bereits weit verbreitet: 67% der weiblichen und 25% der männlichen Mitarbeitenden entscheiden sich für Teilzeit. Aufgeschlüsselt nach Geschäftsbereichen arbeitet etwa ein Drittel unserer männlichen Teilzeitmitarbeiter im Sektor Handel, dicht gefolgt vom genossenschaftlichen Detailhandel. Bei den Kaderangestellten arbeiten 35% der Frauen Teilzeit, wobei etwa ein Drittel von ihnen weniger als 80% arbeitet. Bei den männlichen Kaderangestellten arbeiten 10% Teilzeit, wobei mehr als ein Zehntel dieser Gruppe weniger als 80% arbeitet. Diese Zahl ist umso bemerkenswerter, als der Gender Intelligence Report 2022 zeigt, dass nur 5% der Schweizer Männer weniger als 80% arbeiten. Damit positioniert sich die Migros als Vorreiterin in der Förderung flexibler Arbeitsmodelle.
Die GDI-Studie und unsere eigenen Erfahrungen bestätigen: Flexibilität spielt eine entscheidende Rolle für die Attraktivität als Arbeitgeberin und trägt signifikant zum Wohlbefinden der Belegschaft bei. Mitarbeitende, die die Freiheit haben, ihr Privat- und Berufsleben zu balancieren, zeigen sowohl in ihrer persönlichen als auch beruflichen Entwicklung bessere Ergebnisse. Durch die Förderung der Work-Life-Integration und die Ermöglichung flexibler Arbeitsarrangements schafft das Unternehmen ein Umfeld, das das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden aktiv unterstützt. Wir sind überzeugt, dass die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, eine motivierte und engagierte Belegschaft fördert, die wesentlich zu unserem Unternehmenserfolg beiträgt.
Vielen ist nicht bewusst, dass die Migros nicht nur ein prominentes Detailhandelsunternehmen ist, sondern auch zu den grössten Technologie-Arbeitgebern der Schweiz gehört. Während weltweit tätige Konzerne wie Google ebenfalls in der Schweiz präsent sind, zeichnet sich die Migros dadurch aus, dass das Unternehmen in erster Linie den lokalen Markt bedient und stark auf deutschsprachige Fachkräfte angewiesen ist. Rainer Baumann, Group Chief Information and Operating Officer, kennt die Herausforderungen, deutschsprachige IT-Talente in einem bereits umkämpften Markt zu finden. Eine der Massnahmen, die Migros ergreift, um Talente zu rekrutieren und anzuziehen, ist die Hervorhebung der Bedeutung von Diversität und Work-Life-Balance. Rainer Baumann betont: «Diversität und Work-Life-Balance sind für uns von zentraler Bedeutung. Ein begeisterter Bergsteiger, der seine Zeit als Freiwilliger beim Schweizer Alpen-Club (SAC) investiert, oder ein berufstätiger Grossvater, der mehr Zeit mit seinen Enkeln verbringen möchte, haben die Möglichkeit, im Rahmen von 60 bis 100% bei Migros Operations zu arbeiten.» In Übereinstimmung mit diesem Bekenntnis zur Vielfalt bietet Migros Operations, das die Bereiche IT, Analytik und Supply Chain mit rund 1’200 Mitarbeitenden umfasst, Stellen im Bereich von 60% bis 100% aus. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern.
«Diese flexiblen Optionen ziehen auch Frauen an, die das grösste ungenutzte Arbeitskräftepotenzial in der Schweiz darstellen. Sie sind entscheidend für unsere Wirtschaft und damit für den Wohlstand unseres Landes.» – Rainer Baumann
Die Migros erkennt die Bedeutung, dass Frauen informierte Entscheidungen treffen, insbesondere wenn es um die Reduzierung ihres Arbeitspensums geht. Viele Mütter entscheiden sich aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen, hoher Kinderbetreuungskosten und der Auswirkungen des aktuellen Steuersystems für Teilzeitarbeit. Das Advance-Whitepaper 1/2022 Steuern wir Richtung Gleichstellung? betont in diesem Kontext die Wichtigkeit der Umstellung auf die Individualbesteuerung. Es ist entscheidend, dass Frauen die langfristigen Auswirkungen von Teilzeitarbeit verstehen, wie sie sich in der signifikanten Rentenlücke gemäss der Swiss Life Gender Pension Gap-Studie zeigen. Diese Studie zeigt, dass das durchschnittliche jährliche Renteneinkommen für Frauen um 20’000 CHF niedriger ist. Geschiedene Frauen stehen hierbei vor besonderen Herausforderungen. Innerhalb ihrer HR-Dienstleistungen bietet die Migros wertvolle Unterstützung und Informationen, um Frauen zu sensibilisieren und ihnen zu ermöglichen, fundierte Entscheidungen hinsichtlich ihrer beruflichen und finanziellen Zukunft zu treffen. Das Advance Whitepaper 2/2022 Kind oder Karriere? bietet zusätzliche Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Frauen bei der Balance von Familie und Beruf konfrontiert sind.
Die Migros hat sich zu einem Motor für Diversität entwickelt und verzeichnet eine Zunahme der Vielfalt ihrer Belegschaft, einschliesslich einer wachsenden Anzahl von männlichen Teilzeitmitarbeitern. Bemühungen, Stellenangebot für eine breitere Zielgruppe attraktiver zu gestalten, haben zu einem Anstieg der Bewerbungen geführt. Timothy Blazina, Data Scientist und engagierter Vater, teilt seine Erfahrungen in einem Videoporträt und betont, wie das hybride Arbeitsmodell es ihm ermöglicht, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen seinen beruflichen Verpflichtungen und wertvoller Zeit mit seiner Familie zu finden. Das hybride Arbeitsarrangement bietet Flexibilität und ermöglicht kostbare Familienzeit, was von den Mitarbeitenden sehr geschätzt wird.
«Seitdem ich von zu Hause arbeiten kann, bin ich viel flexibler und kann meine beruflichen und privaten Verpflichtungen besser miteinander vereinbaren. Das ist für uns als junge Familie von grosser Bedeutung.» – Timothy Blazina
Die Migros geht über Teilzeitarbeitsplätze hinaus und setzt auf innovative Arbeitsmodelle wie Top- und Job-Sharing. Angela Feubli und Eliane Weiss, zwei Managerinnen, sind Wegbereiterinnen für Frauen in Führungspositionen und teilen sich die Rolle der Category Managerin für Feinbackwaren jeweils zu 50%. Sie zeigen eindrucksvoll, dass geteilte Führungsverantwortung nicht nur möglich, sondern auch erfolgreich ist, und setzen damit ein wichtiges Zeichen.
Ebenso leiten Tamara Riesen und Janine Pfander, zwei junge Mütter, erfolgreich im Job-Sharing eine Migros-Filiale und demonstrieren die Effektivität dieses Modells. Ihre gemeinsame Vision und effektive Kommunikation tragen dazu bei, dass das Job-Sharing-Arrangement florieren kann.
Um dem aktuellen Fachkräftemangel im Bereich IT und in den Filialen zu begegnen, verfolgt die Migros einen zukunftsorientierten Ansatz und führt neue Arbeitsmodelle ein. Mit klaren Zielen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen bis 2025 zu steigern, konnte das Unternehmen bereits in den letzten zwei Jahren einen Anstieg von 21% auf 25% Frauen in der IT verzeichnen. Initiativen wie das Impact 2023 – Our Female Tech Event, Mentoring- sowie Quereinstiegs-Programme haben zu diesem Fortschritt beigetragen.
Die Einführung flexibler Arbeitsformen stellt für die Migros besondere Herausforderungen dar. Dies liegt an der Art der Betriebsabläufe, die oft eine physische Präsenz in den Filialen oder Produktionsstätten sowie die Einhaltung spezifischer Schichtmodelle erfordern. Trotzdem sind wir weiterhin fest entschlossen, gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden innovative Lösungen zu finden. Uns ist bewusst, wie wichtig es ist, Flexibilität auch für die Beschäftigten an der Front zu ermöglichen. Um dieses Engagement zu formalisieren, haben wir flexible Arbeitsregelungen in allen Migros-Unternehmen eingeführt, jeweils zugeschnitten auf die jeweiligen Umstände. Als Pionierin der Branche wird das Unternehmen weiterhin innovative Wege beschreiten und neue Möglichkeiten ausloten, um das Wohl ihrer Mitarbeitenden und den Erfolg ihres Unternehmens in der sich ständig verändernden Arbeitswelt zu gewährleisten.
Für Diskussionen über die Herausforderungen der Work-Life-Integration und flexibler Arbeitsmodelle für alle Geschlechter, stehen Ihnen Barbara Danzl unter barbara.danzl@mgb.ch oder Isabelle Hauser unter isabelle.hauser@mgb.ch gerne zur Verfügung.
Diese Best Practice wurde erstmals im Gender Intelligence Report 2023 veröffentlicht.