Geschlechtergleichstellung in der Consulting-Branche

  • Besonders unterrepräsentiert sind Frauen an der Spitze: Während 51% der Mitarbeitenden in Nicht-Kaderpositionen weiblich sind, sind nur 17% der Stellen im oberen/obersten Kader mit Frauen besetzt. Der Sprung vom mittleren ins obere/oberste Kader scheint besonders schwierig zu sein und stellt den grössten “Leak” in der Pipeline dar. In den anderen Kaderstufen beträgt der Frauenanteil 30% oder mehr. In keiner anderen Branche ist der Rückgang des Frauenanteils vom mittleren ins obere/oberste Kader so gross wie in der Beratungsbranche.
  • Die interne Pipeline an vielfältigen Talenten wird nicht ausreichend genutzt: Obwohl mehr als die Hälfte der Positionen im Nicht-Kader mit Frauen besetzt sind, liegt ihr Anteil bei den Beförderungen ins unterste und untere Kader bei nur 42%. Bei Beförderungen ins mittlere und obere/oberste Kader ist das ungenutzte Potenzial der Talentpipeline noch ausgeprägter. Im Consulting tragen Beförderungen, im Gegensatz zu anderen Branchen, ebenfalls kaum dazu bei, den Frauenanteil in den verschiedenen Kaderstufen zu erhöhen.
  • Die Geschlechterverteilung bei den Beförderungen weist auf das Fortbestehen traditioneller Karrieremodelle hin. 75% aller Beförderungen ins mittlere und obere/oberste Kader gehen an Mitarbeitende im Alter zwischen 31 und 40 Jahren, und weniger als jede fünfte dieser Beförderungen geht an eine Frau.

 

Die Pipeline ist “leaky” und blockiert

In der Beratungsbranche ist das Geschlechterverhältnis im Nicht-Kader besonders ausgewogen. Im oberen/obersten Kader sind jedoch weniger als 20% der Positionen mit Frauen besetzt. Der Rückgang des Frauenanteils beginnt schon im untersten Kader und verstärkt sich auf den höheren Stufen. Im untersten und unteren Kader sind etwa 38% der Positionen von Frauen besetzt. In den unteren Kaderstufen scheinen die Bemühungen, mehr Frauen an die Spitze zu bringen, Früchte zu tragen. Im mittleren Kader sind noch 30% der Mitarbeitenden weiblich, im oberen/obersten Kader nur 17%.

Verteilung nach Geschlecht und Kaderstufe - Consulting-Branche

Frauen
Männer
Oberstes und oberes Kader
17%
83%
Mittleres Kader
30%
70%
Unteres Kader
38%
62%
Unterstes Kader
37%
63%
Nicht-Kader
51%
49%

 

Frauen sind in Kaderpositionen und Positionen mit Personalverantwortung gleich stark vertreten, was darauf hindeutet, dass Frauen, die in einer Kaderposition sind, in ähnlichem Ausmass wie Männer in Positionen mit Aufstiegsmöglichkeiten sind.

 

Beförderungen tragen kaum zu mehr Vielfalt an der Spitze bei

Die Beratungsbranche nutzt ihre vielfältige Pipeline nicht für die interne Talentförderung. Der Talentpool von 51% Frauen im Nicht-Kader spiegelt sich nicht in der Beförderungsrate von 42% ins unterste und untere Kader wider. Ebenso liegt der Frauenanteil im untersten und unteren Kader zwar bei 38%, bei Beförderungen ins mittlere und obere/oberste Kader jedoch nur bei 24%.

Im Gegensatz dazu tragen externe Rekrutierungen ins mittlere und obere/oberste Kader klar zur Erhöhung des Frauenanteils bei – 36% der Neueinstellungen in diese Stufen gehen an Frauen. Der Frauenanteil an den Rekrutierungen ist höher als an den Beförderungen. Das gilt sowohl für das unterste und untere, als auch für das mittlere und obere/oberste Kader. Diese Tendenz ist im Consulting stärker ausgeprägt als in allen anderen Branchen.

Diese Trends deuten auf ein «Up-or-Out»-Modell hin, das Frauen (insbesondere in den höheren Kaderstufen) zu benachteiligen scheint. Sie neigen deshalb dazu, die Unternehmen zu verlassen, um ihre Karriere voranzutreiben.

 

Übersicht Consulting-Branche

Bei der Rekrutierung ist sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ein interessanter Trend festzustellen: Bei den Kaderrekrutierungen ist der Anteil an Nicht-Schweizer:innen deutlich höher als in der bestehenden Belegschaft in diesen Positionen. Dies deutet auf eine zunehmende Internationalisierung in der Beratungsbranche hin. Das führt zu mehr Vielfalt bei den Mitarbeitenden und verstärkt damit die Relevanz inklusiver Führung.

 

Frauen in den “Rush Hours” des Lebens im Nachteil

Die Geschlechterverteilung bei den Beförderungen zeigt, dass weiterhin traditionelle Karrieremodelle bestehen. Mehr als 60% aller Beförderungen gehen an Mitarbeitende zwischen 31 und 40 Jahren. Gerade in dieser Altersgruppe ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen am grössten: Frauen machen weniger als einen Viertel der Beförderungen in dieser Altersgruppe aus. Noch deutlicher ist dies bei den Beförderungen ins mittlere und obere/oberste Kader in derselben Altersgruppe: Weniger als jede fünfte Beförderung ins mittlere und obere/oberste Kader geht an eine Frau. Insgesamt gehen drei Viertel aller Beförderungen in diese Stufen an Mitarbeitende zwischen 31 und 40 Jahren. Im Vergleich zu allen anderen Branchen ist das typische Talent besonders homogen (männlich, zwischen 31 und 40, vollzeitbeschäftigt und hat einen Tertiärabschluss).

 

Vollzeitnahes Pensum im Kader eher möglich als in anderen Branchen

Die Beförderungen und Rekrutierungen deuten darauf hin, dass in der Beratungsbranche  ein traditionelles Verständnis von Karriere und Geschlechterrollen besteht. Im Vergleich zu anderen Branchen bleibt der durchschnittliche Beschäftigungsgrad von Frauen in den verschiedenen Kaderstufen jedoch relativ konstant – ein etwas geringeres Pensum in höheren Stufen könnte eine Art Privileg sein, das man sich verdient hat, wenn man auf dem Weg nach oben immer Vollzeit gearbeitet hat.

Durchschnittlicher Beschäftigngsgrad nach Geschlecht und Kaderstufe - Consulting Branche

Frauen
Männer
Oberstes und oberes Kader
Mittleres Kader
Unteres Kader
Unterstes Kader
Nicht-Kader

Empfehlungen: Vielfältige Talente nachhaltig fördern

Die “up or out”-Mentalität in der Beratungsbranche scheint Frauen stärker zu betreffen als Männer, insbesondere in den “Rush Hours ” des Lebens. Wie können Beratungsunternehmen ihr nachhaltiges Talentmanagement verbessern? Der Fokus sollte sein: Alle Mitarbeitenden sind Talente.

  • Hinterfragen Sie Ihr bestehendes Talentmanagement-Konzept: Was ist die Definition von Talenten und High-Potentials in Ihrem Unternehmen? Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob eine Person in ein Talentprogramm aufgenommen wird? Sind die Auswahlkriterien transparent und fair? Wird auf Vielfalt in Talentprogrammen geachtet? Wie gestalten Sie Ihre Nachfolgepläne? Wie vielfältig sind die Nachfolgekandidat:innen?
  • Analysieren Sie, wie Sie mit Talenten in der Praxis umgehen – und wer dabei auf der Strecke bleibt: Wer nutzt interne und externe Weiterbildung (Männer, Frauen, ältere/jüngere Mitarbeiter, bestimmte Nationalitäten etc.)? Gibt es Gruppen, die systematisch ausgeschlossen werden (z. B. bestimmte Altersgruppen oder Teilzeitbeschäftigte)?
  • Machen Sie Entwicklungsmöglichkeiten für alle zugänglich: Machen Sie regelmässige Entwicklungsgespräche für alle Mitarbeitende zur Pflicht, einschliesslich der Definition und Dokumentation spezifischer Entwicklungsziele und -massnahmen. Machen Sie grosse Entwicklungs- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten (z. B. MBA- oder PHD-Förderung) für alle zugänglich und begleiten Sie vielversprechende Talente dabei, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um sich dafür zu qualifizieren.

 

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